Was ist bei NOVAMILIA gegenüber anderen Wohnprojekten anders?
Dies lässt sich am besten aus der zeitlichen Perspektive heraus beschreiben.
ca. 7 Jahre vor Einzug bis ca. 2 Jahre von Einzug:
- Klassische Wohnprojekte benötigen durchschnittlich sieben Jahre vom ersten Treffen bis zum Einzug. In den ersten Jahren findet sich die Gruppe und entwickelt gemeinsam Konzept, Ausrichtung, Rechtsform etc. ihres zukünftigen Wohnens. Ferner wird sich auf die Suche nach einem Gebäude oder Grundstück gemacht.
- Bei NOVAMILIA ermitteln Mitarbeiter der zentralen Genossenschaft auf Basis der Wünsche der Genossenschaftsmitglieder, in welchen Städten der Bedarf nach einer neuen NOVAMILIA am größten ist. In diesen Städten werden dann gezielt und professionell Grundstücke gesucht. (Zu unserer Träger- und Verbund-Struktur siehe den Artikel NOVAMILIA-VERBUND.)
ca. 2 Jahre vor Einzug:
- Ist ein potentielles Grundstück gefunden, so muss bei klassischen Wohnprojekten für die Finanzierung von Grundstückskauf und Gebäudebau ausreichend Eigenkapital von der Gruppe eingesammelt werden. Kreditinstitute verlangen in der Regel, dass mindestens 60 Prozent des erforderlichen Eigenkapitals schon zu diesem frühen Zeitpunkt verbindlich zugesagt werden, also auch schon mindestens 60 Prozent der zukünftigen Bewohner gefunden sind.
- Bei NOVAMILIA wollen wir einen Generationenvertrag zwischen den Neu-Bewohnern verschiedener NOVAMILIA-Immobilien realisieren. Beispiel: Das nötige Eigenkapital zur Finanzierung von NOVAMILIA #5 wird von den in NOVAMILIA #4 einziehenden Bewohnern aufgebracht, und zwar über deren zu erwerbende Genossenschaftsanteile. (Um diesen Generationenvertrag in Gang zu bringen, sollen für die erste NOVAMILIA ausreichend investierende Mitglieder gefunden werden.) Der Generationenvertrag wirkt auch dahingehend, dass dadurch auch ärmeren Personen ein Einzug in unsere besondere Form der Wohnprojekte ermöglicht und so auch bezüglich der sozialen Schichten eine Mischung geschaffen wird. (Zu unseren Genossenschafts-Modifikationen, die NOVAMILIA auch für Personen mit viel Eigenkapital attraktiv machen, siehe den Artikel GUTE INVESTITION.)
ca. 12 bis 3 Monate vor Einzug:
- Bei NOVAMILIA werden erst in dieser Phase intensiver Partizipation die zukünftigen Bewohner gefunden. In von erfahrenen NOVAMILIA-Mitarbeitern moderierten Workshops findet die Gruppe zueinander und entwickelt in zwei Unterphasen gemeinsam ihre Ideen zur Ausrichtung und Gestaltung der neuen NOVAMILIA. Nicht nur die Art und Einrichtung der Gemeinschaftsräume, die ideellen Schwerpunkte der Gemeinschaft oder die konkreten Regeln des Zusammenlebens können zu diesem Zeitpunkt noch von der Gruppe mitbestimmt werden, sondern durch die modulare Architektur sogar noch die groben Grundrisse der einzelnen Wohnungen und einiges mehr.
nach Einzug:
- Während klassische Wohnprojekte in der Projektphase oft eine externe Gruppen-Moderation in Anspruch nehmen, wird diese nach dem Einzug meist gar nicht mehr oder erst bei einer Eskalation und damit viel zu spät genutzt. Bei NOVAMILIA ist in den Mieten eine geringe Umlage enthalten, über die Moderatoren, Mediatoren und andere Berater finanziert werden, welche den Bewohnergemeinschaften und Einzelbewohnern kostenfrei und niedrigschwellig zur Seite stehen und damit eine langfristige positive Entwicklung der Gruppe unterstützen.
- Sofern klassische Wohnprojekte keiner Dachgenossenschaft angehören oder dauerhaft einen externen Dienstleister beauftragen, müssen sie sich um alle kaufmännischen und technischen Aufgaben der Verwaltung ihres Hauses selber kümmern, was eine hohe Arbeitsbelastung und ein hohes Risiko bedeutet. Bei NOVAMILIA werden die Bewohnergemeinschaften umfassend durch die zentrale Genossenschaft und andere Dienstleister des NOVAMILIA-Verbundes entlastet, was nicht nur Arbeit spart, sondern durch deren Professionalität für langfristige Stabilität sorgt.
- Auch tragen die meisten klassischen Wohnprojekte die vielleicht erst nach vielen Jahren akut werdenden diversen baulichen und kaufmännischen Risiken (z.B. Dachschäden oder Leerstände) selber. Bei NOVAMILIA führt die Trägerschaft durch die zentrale Genossenschaft zu einer breiten Risikostreuung und -minimierung.
- Wird durch einen hinzuziehenden Partner und später durch Kinder eine größere Wohnung benötigt, so bedeutet dies bei klassischen Wohnprojekten oft den Auszug. Bei NOVAMILIA dagegen sollen immer 3 bis 5 Prozent des Wohnraums für dringenden Bedarf freigehalten werden. Dieser Leerstand vereinfacht Umzüge innerhalb einer NOVAMILIA und ermöglicht so wachsenden Familien den Verbleib im gewohnten Umfeld. (Parallel können diese Leer-Räume gut als Gästezimmer genutzt werden.)
- Die meisten klassischen Wohnprojekte haben lange informelle oder formelle Wartelisten. Ein zeitnaher Umzug in ein Wohnprojekt einer anderen Stadt ist daher fast hoffnungslos. NOVAMILIAs dagegen soll es mittelfristig in vielen in- und ausländischen Städten geben. Und für die 3 bis 5 Prozent frei gehaltenen Wohnraums wird NOVAMILIA-Bewohnern anderer Städte ein Vorzugsrecht eingeräumt. Das nationale und internationale NOVAMILIA-Netzwerk ist daher ein einzigartiger Ansatz, mit dem das Wohnen in einer familienähnlichen Gemeinschaft mit beruflicher Mobilität kombiniert werden kann.
Auswahl neuer Bewohner:
- Bei der Mehrzahl der genossenschaftlich organisierten Wohnprojekte (aber auch bei vielen Wohn-KGs) werden neue Bewohner in einem mehr oder minder umfangreichen Auswahlprozess ausgesucht, z.B. Bewerbungsschreiben, Vorstellungsgespräch, Probezeit und Mehrheits-Zustimmung aller bisherigen Bewohner. Dies kann alle Betroffenen in hohem Maße sowohl zeitlich als auch emotional belasten. Darüber hinaus birgt dies auch die Gefahr, dass tendenziell eher den bisherigen Mitbewohnern ähnliche neue Bewohner ausgesucht werden und somit das Ziel einer sehr bunten und vielfältigen Mischung leidet.
- Bei in Eigentumswohnungen organisierten Wohnprojekten entscheidet ganz im Gegensatz zum genossenschaftlichen Ansatz faktisch der Eigentümer der jeweiligen Eigentumswohnung, an welchen neuen Bewohner er seine Wohnung vermietet oder verkauft. Selbst zusätzliche vertragliche Absprachen wirken nur mittelfristig, da spätestens beim Tod eines Bewohners dessen Erben frei über den Käufer und somit den neuen Bewohner entscheiden können und somit der Gemeinschaftsaspekt langfristig nur selten Bestand haben wird.
- Bei NOVAMILIA informiert die zentrale Genossenschaft die neuen Interessenten umfassend über die gemeinschaftliche Ausrichtung und die damit verbundenen Erwartungen und Verpflichtungen, was dazu führt, dass an Gemeinschaftlichkeit nicht interessierte Personen früh aussortiert werden. Dann schlägt die Genossenschaft der Bewohnergemeinschaft einen neuen Mitbewohner vor, hat sich dabei aber an die mit der Bewohnergemeinschaft vereinbarten Kriterien zur Auswahl neuer Bewohner zu halten. Der potentielle neue Bewohner und die Gruppe haben nun die Möglichkeit, sich gegenseitig kennen zu lernen. Am Ende entscheidet bei NOVAMILIA die Bewohnergemeinschaft, indem – in Anlehnung an das Konsentprinzip – jeder einzelne der bisherigen Bewohner ein Veto-Recht gegen den Einzug der vorgeschlagenen Person erhält.
Grundsätzliches:
- Die Größe von klassischen Wohnprojekten hängt von vielen Faktoren ab, u.a. vom gefundenen Grundstück. Dagegen umfassen NOVAMILIAs immer 75 bis 100 Bewohner. (Hier die ausführliche Herleitung dieser Größenvorgabe: BEWOHNER-ANZAHL)
- Wir wollen mit unserer Art des Social Business drei sonst in unserer Gesellschaft meist getrennte Bereiche auf einmal verwirklichen: (1.) Den Bewohnern eine hohe persönliche Wohn- und Lebensqualität zu ermöglichen (siehe ZIELGRUPPEN), (2.) einige hoch gesteckte ideelle Ziele zu erreichen (siehe SOZIALE INKLUSION und ÖKOLOGISCHE NACHHALTIGKEIT) und (3.) dies alles auf ökonomisch nachhaltige Weise zu tun (siehe NOVAMILIA-VERBUND und GUTE INVESTITION).
- Eine wesentliche Basis unseres Konzeptes ist die umfangreiche Nutzung von Gemeinschaftsflächen, gepaart mit hoher sozialer Vielfalt, räumlicher Flexibilität und diversen Rückzugsmöglichkeiten innerhalb einer NOVAMILIA, was deutlich geringere Pro-Kopf-Wohnflächen ermöglicht. Die geringeren Pro-Kopf-Wohnflächen wiederum führen nicht nur zu einem geringeren Flächen- und Ressourcenverbrauch, sondern auch zu geringeren Wohnkosten und ermöglichen damit auch ärmeren Bevölkerungsschichten das gemeinschaftliche Wohnen, denen diese Wohnform bisher kaum oder nur über sozialen Wohnungsbau zugänglich war. (siehe FLÄCHENVERBRAUCH & WOHNKOSTEN)